Vor genau einem Jahr, Mitte Juli 2021 reiste ich zum ersten Mal in ein Ursprungsland des Kakaos, Ziel der Reise: Ecuador. In der Hauptstadt Quito wurde ich von zwei Freundinnen empfangen, welche bereits zwei Monate in Ecuador verbracht haben. Den nächsten Monat würden wir gemeinsam das Land erkunden und vor allem unsere Kakaopartner Tesoro Escondido in Ecuador besuchen.
Bevor es jedoch in den heissen und feuchten Dschungel ging, bereisten wir die Anden, das Hochland von Ecuador. Ein kurzer aber sehr abenteuerlicher Abstecher auf den knapp 6000 Meter hohen Bilderbuch-Vulkan Cotopaxi, dem Wahrzeichen von Ecuador durfte natürlich nicht fehlen.
Von minus 14 Grad auf dem Gipfel ging es direkt ins 25 Grad warme Amato, wo Ivo mit seinem Mietauto auf uns wartete. Nach fünf Stunden Autofahrt und einem Autoreifen weniger gelangten wir endlich nach Quevedo zur Hacienda Limon, wo wir herzlich von Silvia begrüsst wurden. Die nächsten zwei Tage wurde degustiert, diskutiert, die neue Fermentationsanlage bestaunt und, ein persönliches Highlight, zum ersten Mal die Pulpe (das Fruchtfleisch) einer frischen Kakaobohne probiert: zart, süss mit einer sehr feinen Säure – unglaublich erfrischend!
Die Weiterreise nach Tesoro Escondido war abenteuerlich wie auch abwechslungsreich. Wir legten einen Zwischenstopp auf einer Vanilleplantage ein, überquerten einen Fluss auf einer winzigen Fähre, holperten vier Stunden über Schlaglöcher und wichen unzähligen, mit Tropenholz gefüllten LKWs aus. In Hoja verde wurden wir herzlich von der Familie von Javier empfangen, welche uns nach einem wohlverdienten Feierabendbier auf ihrem Pickup weitere 30 Minuten in den Dschungel gefahren hat. Danach stand uns ein ebenso langer Fussweg durch den Schlamm bevor. Schon während der ersten 100 Metern steckte einer meiner Gummistiefel so tief im Schlamm, dass ich nur mit der Hilfe von Ricardo, Javiers ältestem Sohn, wieder aus dem Sumpf kam. Angekommen im wunderschönen Haus der Familie erwartete uns Magali mit einem liebevoll zubereiteten Abendessen.
Die nächsten Tage zeigten Javier und Ricardo uns ihr Grundstück mit all den alten und neuen Kakaobäumen und dem uralten Primärwald. Zurück im Haus ging es ans Eingemachte: Javier hatte knapp 20 Mikrofermentationen von verschiedenen Bäumen für uns vorbereitet, die wir gemeinsam degustierten und evaluierten, um unser favorisiertes Aromaprofil zu finden. Unsere drei Favoritenbohnen würden dann gepflanzt, was konkret heisst, auf alte Bäume gepfropft. Dieses ist ein sehr langfristig angedachtes Projekt, welches auf grossem gegenseitigem Vertrauen beruht und die Bindung zwischen laflor und ASCOPROTESCO stärkt.
Zur Feier unseres Besuchs versammelten sich am Nachmittag alle Bauern der ASCOPROTESCO bei Javier und seiner Familie und wir degustierten gemeinsam laflor Schokoladen. Es war berührend und sehr schön, all die Gesichter und Namen hinter dem Projekt kennenzulernen.
Am Abend wurde erneut gefeiert, dieses Mal jedoch nicht unseren Besuch, sondern den 50. Geburtstag von Javier. Wir verbrachten die Nacht singend, lachend, spielend im Kreise der gesamten Familie.
Am nächsten Morgen galt es dann schon, Auf Wiedersehen zu sagen und zurück in die Zivilisation zu fahren. Nicht nur von Tesoro Escondido verabschiedeten wir uns, sondern auch von Ivo, welcher weiter an die Küste reiste, während meine Freundinnen und ich den Weg nach Süden einschlugen. Am Tag meines Rückfluges durfte ich noch einmal Schokoladenluft schnuppern, denn ich besuchte die Produktion von HUMA Chocolate in Quito, wo erneut ein extrem herzliches Team und eine ausgiebige Degustation auf mich wartete. Mit viel Schokolade und noch mehr Erinnerungen im Gepäck begab ich mich dann auf den Heimweg.
Beide Kakaoproduzenten in Ecuador kannst du besuchen, bei Interesse darfst du dich gerne in der Manufaktur melden.